- In welcher Hinsicht ist Roses Handeln bezüglich des Kindesmordes nachvollziehbar?
Nachvollziehbar ist das Handeln von Rose nicht wirklich. Ein Mensch mit genug Verstand weiss, dass ein Mord an einem Kind ein grobes Fehlverhalten aufzeigt. Wenn man jedoch intensiv nach Argumenten für die Handlung sucht, kann man den Punkt aufweisen, dass sie nur das Beste für ihr Kind wollte. Sie wollte nicht, dass ihr Kind dasselbe durchlebt, wie sie. Sie würde es nicht ertragen, wenn ihr Kind auch Opfer einer Vergewaltigung würde. Also beschliesst sie, dem Kind das harte Leben zu ersparen.
Diese grausame Art und Weise, wie Rose es getan hat, war jedoch unterhalb der Menschenwürde. Rose war durch die Vergewaltigung und dem enormen Druck psychisch sehr labil geworden. Sie wurde verrückt und hat sich in ihrem Kopf nur das schlimmstmögliche Szenario ausgemalt. So fühlte sie sich gezwungen, für ihr Kind zu entscheiden, sein Leben zu beenden. Das ist die einzig denkbare Weise, den Mord nachzuvollziehen.
- Hätte es einen Ausweg für Rose gegeben, um aus dieser misslichen Situation zu gelangen?
Es gibt immer einen Ausweg aus jeder misslichen Situation, man muss nur früh genug sein Fehlverhalten einsehen und versuchen, es zu beheben. Im Fall von Rose wird es jedoch schwierig. Sie ist schwanger und gleichzeitig verlobt. Das Kind ist jedoch nicht von ihrem zukünftigen Ehemann. Zu dieser Zeit war Fremdgehen eine grosse Sünde, vor allem für Bernd, den Vater von Rose. Da er sehr religiös ist und sich streng an Gottes Gesetze hält, hätte er auch mit einer Erklärung niemals das Geschehnis mit Christoph Flamm verstanden. Wenn Rose das Gespräch mit ihm gesucht hätte, wäre sie wahrscheinlich alleine dagestanden. Ihr Vater und August hätten sie verstossen und das Geschehene wäre zu einem Skandal im gesamten Dorf geworden. Doch möglicherweise hätte sie ihre Liebesaffäre Flamm an ihrer Seite gehabt. Sie müssten jedoch das Land verlassen haben, um in Ruhe zu leben. Meiner Meinung nach wäre dies der einzige Ausweg gewesen. Es brächte zwar viele Verluste mit sich, aber doch wäre dieser Weg um einiges vernünftiger als jener, den Rose im Drama wählt. Auch die Vergewaltigung hätte sie so verhindern können, da ja der Streckmann ohne die Möglichkeit, sie zu erpressen, keine Rechtfertigung gehabt hätte, Rose zu vergewaltigen. Auch wenn es trotzdem zur Vergewaltigung gekommen wäre, hätte sie ihn vor Gericht zu Nichte machen können, da er ja nichts mehr wüsste, was nicht schon alle wüssten.
- Wie ist die Handlungsweise von Frau Flamm nachzuvollziehen?
Frau Flamm ist eine liebevolle und herzliche Person. Sie ist für Rose da und möchte ihr helfen. Sie weiss, wie es ist mit einem Kind. Sie und Herr Flamm hatten einen gemeinsamen Sohn, welcher mit 5 Jahren starb. Warum und wie er starb wurde in der Geschichte nicht näher erklärt (S.25). Sie wusste also, wie man mit Verzweiflung und Trauer umzugehen hat. Da sie anfangs nicht wusste, wer der wirkliche Vater des ungeborenen Kindes von Rose ist, wollte sie Rose helfen. Ausserdem zog sie in Erwägung, das Kind zu adoptieren, um Rose zu entlasten. Dies, dachte sie, hätte Rose und August entlastet und ausserdem hätten sie den Verlust ihres Sohnes ein wenig kompensieren können.
Doch als ihr klar wurde, dass ihr Ehemann eine Affäre mit Rose hatte und diese nun von ihm schwanger war, wurde sie still. Logischerweise bot sie von nun an Rose keine Hilfe mehr an und hielt Abstand zu ihr und zu ihrem Ehemann. Wie es zwischen Herrn und Frau Flamm weitergeht, wird im Buch nicht beschrieben. Doch es wäre naheliegend, wenn diese die Ehe mit dem untreuen Christoph beendet hätte.
- Wie sieht die Vater-Tochter Beziehung aus? Welche Rolle spielt August Keil hierbei?
Bernd liegt das Wohl seiner Tochter am Herzen. Er möchte für sie einen guten Ehemann und glaubt, diesen in August gefunden zu haben. Auf die Wünsche seiner Tochter geht er aber nur mässig ein. Er und August haben eine sehr gute Beziehung. Sie beide sind streng gläubig. Keil ist aus Bernds Sicht der perfekte vorzeige Schwiegersohn für Rose. Er begeht keine Sünden, trinkt nicht einmal Alkohol, ist gut zu Rose und versucht, ihr jeden Wunsch von den Lippen zu lesen. Jedoch gestaltet und strukturiert Roses Vater ihr Leben. Er sieht dabei auch seine Vorteile mit August. Es kommt ein wenig so rüber, als ob er seinen Schwiegersohn mehr lieben würde als seine eigene Tochter. Er unternimmt viel mit ihm und behandelt ihn wie sein Sohn. Auch bei den Diskussionen über die Hochzeit ist er stets auf der Seite von August.
- Wie kam es zur Vergewaltigung?
Streckmann hatte das Gefühl, er sei mindestens genauso gut und schön wie Christoph. Flamm habe nichts, was er nicht auch habe. Er hatte etwas gegen Rose in der Hand. Er hatte ein effizientes Erpressungsmittel gegen sie. Rose wollte auf keinen Fall, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Sie war zu schwach, um sich gegen den Streckmann zu wehren. Arthur hatte nun das Gefühl, er könne nun alles mit ihr machen. Konnte er auch. Sie wollte auch nach der Vergewaltigung nicht, dass die Wahrheit an die Öffentlichkeit gelangt, sie schweigt also auch bei der Gerichtsverhandlung.